„Ich kann jeden nur ermutigen, diesen Weg zu gehen“

Einen Doktorgrad mit der Dualen Hochschule Baden-Württemberg erlangen – so geht’s. Dr. Iris Wuttke-Hilke hat als Akademische Mitarbeiterin der DHBW Karlsruhe extern promoviert.

Die Frage nach dem „Warum“ kann Dr. Iris Wuttke-Hilke, Akademische Mitarbeiterin an der Fakultät Wirtschaft Studiengang BWL-Industrie/CDI (Center for Digital Business and Industrial Management der DHBW Karlsruhe), ganz einfach beantworten: „Ich unterrichte schon seit 2006 als Lehrbeauftragte und hatte 2016 die Idee, noch zu promovieren“, sagt sie im Interview. „Ich habe das damals als persönliche Herausforderung betrachtet.“

Von Anfang an erfuhr Dr. Wuttke-Hilke große Unterstützung durch einige Professoren der Fakultät Wirtschaft an der DHBW. Prof. Dr. Frank Borowicz, Prof. Dr. Martin Detzel, Prof. Dr. Steffen Rasch und Prof. Dr. Martin Weinmann begleiteten ihr Promotionsvorhaben von Anfang an, zeigten großes Interesse an ihrer Forschung und boten ihre Unterstützung an. So konnte sich Dr. Wuttke-Hilke intensiv um ihre Promotion kümmern, die am Fachbereich Technische Bildung der Pädagogischen Hochschule (PH) Karlsruhe von PD Dr. habil. Maja Jeretin-Kopf und Prof. Dr. Christian Wiesmüller betreut wurde.

Wie es dazu kam, dass Dr. Iris Wuttke-Hilke, die studierte Diplom-Kauffrau und seit 2015 an der DHBW als Akademische Mitarbeiterin tätig ist, promovieren konnte, obwohl die DHBW über kein Promotionsrecht verfügt und warum sie ihren Entschluss keine Sekunde bereut hat, erzählt sie im Interview.

Frage: Wie wurde denn aus Ihrer Idee, zu promovieren, ein konkretes Projekt?
Wuttke-Hilke: Erst einmal habe ich damals meinen Vorgesetzten hier an der DHBW von meiner Idee erzählt und vorgefühlt, was sie davon hielten. Sie waren sofort begeistert. Ich hatte also vom ersten Moment an die volle Unterstützung, das war mir sehr wichtig. Da die DHBW kein Promotionsrecht hat, musste ich mir extern eine Professorin für mein Promotionsprojekt suchen. Diese Suche war auch erfolgreich: Ich bin im Endeffekt als externe Doktorandin an der Pädagogischen Hochschule Karlsruhe gelandet und habe im Fachbereich Technische Bildung zum Themenfeld „Videos im Kontext von Lehre und Lernen“ geforscht.

Frage: Wie hat man Sie denn an der PH als externe Doktorandin aufgenommen?
Wuttke-Hilke: Ich habe dort und auch am KIT in einigen Kolloquien gesessen und bin immer auf sehr offene Ohren gestoßen. Ich war ja oft ein gutes Stück älter als die anderen Teilnehmerinnen, aber ich hatte nie den Eindruck, dass das als ungewöhnlich angesehen wurde. Ich habe dort viele Kontakte geknüpft und durchweg positive Erfahrungen gemacht.

Frage: Wie sah die Betreuung Ihrer Arbeit konkret aus?
Wuttke-Hilke: Ich hatte eine sehr engagierte betreuende Professorin. Für die empirische Arbeit waren zudem andere Professor*innen in mein Projekt involviert und haben mir die Möglichkeit eröffnet, mit Studierenden zu arbeiten.

Frage: War das Thema, das Sie gewählt haben, Ihre eigene Idee, oder entstand diese in Kooperation mit den Betreuer*innen Ihrer Arbeit?
Wuttke-Hilke: Der Forschungsansatz war meine Idee. Ich hatte zu diesem Zeitpunkt ja bereits zehn Jahre Lehrerfahrung, und mir wurde im Laufe der Zeit immer bewusster, wie stark und schnell sich das Mediale verändert. Früher habe ich mit Overhead-Projektor und Folienstiften, oft auch mit Tafel und farbiger Kreide gearbeitet. Die Studierenden hatten Handys, mit denen man ausschließlich telefonieren und SMS schreiben konnte. Im Jahr 2016, als ich mit meiner Promotion begann, hatte sich das Bild komplett gewandelt: Es gab Beamer, uneingeschränkten Internetzugang für jeden, Tutorials und Videos ganz allgemein waren in Hülle und Fülle sofort verfügbar. Ich fand diese Entwicklung schon damals zwiespältig und sehe das auch heute noch so. Was mich daran am meisten interessierte, war:  Was kann ein Video, was kann es nicht? Wie verlässlich sind Videos, wenn es ums Lernen geht? Wie kann man sie sinnvoll einsetzen? Diese Fragen standen im Mittelpunkt meiner Forschung. Der Technikdidaktik-Schwerpunkt kam später dazu, der war ein Impuls seitens meiner betreuenden Professorin an der PH.

Frage: Wie haben Sie sich während der Promotion organisiert bzw. Ihren Arbeitsalltag gestaltet?
Wuttke-Hilke: Meine Promotion umfasste einen Zeitraum von mehreren Jahren bis Ende November 2022. Ich habe im Frühjahr 2019 einmalig fünf Wochen unbezahlten Sonderurlaub genommen und mich in dieser Zeit sehr intensiv meiner Arbeit gewidmet. Im Frühjahr 2022 habe ich drei Monate lang meine Tätigkeit an der DHBW auf einen Arbeitstag in der Woche reduziert, um das Manuskript termingerecht fertigzustellen. Diese beiden „Schreibzeiten“ waren sehr hilfreich für mich, und ich bin äußerst dankbar, dass man sie mir seitens der DHBW eingeräumt hat.

Frage: Worin liegen sonst noch Vorteile, wenn man sich als Akademischer Mitarbeiter an der DHBW entschließt, extern zu promovieren?
Wuttke-Hilke: Ein sehr wichtiger Vorteil liegt eindeutig in der Verzahnung von Theorie und Praxis, die man hier an der DHBW hat. Gerade wenn man in seiner Arbeit einen starken Praxisbezug haben möchte, dann kann die DHBW an vielen Stellen große Vorzüge gegenüber einer Universität haben, einfach weil viele Kontakte in die Industrie und Wirtschaft seit Langem bestehen. Darüber hinaus habe ich persönlich hier an der DHBW so viel Bestärkung und auch praktische Unterstützung erfahren, dass ich jeden nur ermutigen kann, diesen Weg zu gehen.

Frage: Wie genau sah die praktische Unterstützung aus?
Wuttke-Hilke: Zum einen haben mich – wie schon gesagt – meine Vorgesetzten und auch das Personalbüro sehr unterstützt, weil sie mir hinsichtlich meiner Arbeitszeit entgegenkamen. Auch die Gleichstellungsbeauftragte war an meiner Seite. Meine Promotion ist ja auch ein gutes Beispiel für die Vereinbarkeit von Job und Familie. Was sehr nett war, dass ich von ihr Infos zu aktuellen Programmen bekam, die bei einer Promotion hilfreich sind. Und ich bekam von der Gleichstellung einen finanziellen Beitrag für die Drucklegung der erforderlichen Pflichtexemplare für die PH Karlsruhe. Dafür bin ich sehr dankbar – auch weil ich es als Wertschätzung für mich und meine Arbeit empfunden habe.

Service

Einen Doktorgrad mit der Dualen Hochschule Baden-Württemberg erlangen – so geht’s:
Zwar besitzt die Duale Hochschule Baden-Württemberg selbst kein Promotionsrecht, Promotionen können aber in Kooperation mit Universitäten und Hochschulen mit Promotionsrecht im In- und Ausland durchgeführt werden. Einerseits gibt es die Möglichkeit, sich eigenständig einen Doktorvater bzw. eine Doktormutter an einer externen Hochschule zu suchen, so wie Dr. Iris Wuttke-Hilke, andererseits bietet die DHBW das interne Innovationsprogramm Forschung (IPF) das Promotionen fördert.
Die Duale Hochschule Baden-Württemberg verfolgt einen gesetzlichen Forschungsauftrag und eine an der Hochschule entwickelte und in ihren Gremien beschlossene Strategie für Forschung, Innovation und Transfer. Mit der DHBW-internen Förderung des „Innovationsprogramms Forschung“ werden die Durchführung von Promotionen in Kooperation mit Universitäten bzw. Hochschulen mit Promotionsrecht gefördert sowie Forschung, Innovation und Transfer an der DHBW gestärkt.
Das Ziel des Programms ist der Ausbau der Forschungsaktivitäten und die Etablierung eines wissenschaftlichen Mittelbaus an der DHBW. Darüber hinaus erhalten Mitarbeitende die Möglichkeit, sich an der DHBW wissenschaftlich weiter zu qualifizieren. Zentral unterstützt und koordiniert wird das IPF durch das Support Center Forschung (SCF) des Präsidiums. Die einzelnen Promotionsvorhaben sind an verschiedenen Standorten der DHBW, auch an der DHBW Karlsruhe, angesiedelt und werden dort von Professor*innen im entsprechenden Fachgebiet betreut. Die Promotionen werden in Kooperation mit Universitäten bzw. Hochschulen mit Promotionsrecht durchgeführt.

Weitere Informationen: https://www.dhbw.de/die-dhbw/forschung-innovation-und-transfer/forschung-innovation-und-transfer#kooperative-promotionen
Und https://www.karlsruhe.dhbw.de/forschung-transfer/innovationsprogramm-forschung-ipf.html

Text: KAB, WU, DI; Foto: DHBW KA: J. Habermehl